Anthologie-Autoren (herausgegeben von Lars Dangel)

A. M. Fellmann (geboren am 28. April 1896 in Berlin; Sterbedaten unbekannt)

Unter den Pseudonymen A. M. Fellmann und Friedrich M. Fellmann, aber auch unter ihrem eigenen Namen Mia Fellmann publizierte die Autorin ab 1918 eine ganze Reihe Romane, darunter den fälschlicherweise mit »Phantastischer Roman« untertitelten »Fratzen der Großstadt« (1922). In ihrem Erstlingswerk »Wellen, die ins Dunkel gleiten. Vier Erzählungen« (1918) befindet sich auch die phantastische Geschichte »Die Orgie des Vergessens«, welche deutliche Bezüge auf Edgar Allan Poes »Die Maske des roten Todes« aufweist. Ihr Roman »Madame will nicht heiraten!« (1932) wurde als »Die unmögliche Frau« (1936) verfilmt. Das Drehbuch dazu verfasste Thea von Harbou (1888 – 1954) , die u. a. auch für die Fritz-Lang-Verfilmungen »Metropolis« (1927) und »Frau im Mond« (1929) nicht nur die Drehbücher, sondern auch die Romanvorlagen verfasste.

 

Abseits der Geographie: Die Blumen der Mumie Neith


 Alexander Moritz Frey (geboren am 29. März 1881 in München; verstorben am 24. Januar 1957 in Zürich, Schweiz)

Freys Vita ist voller unglaublicher Ereignisse und in der Kürze kaum adäquat darstellbar. Der angesehene Schriftsteller Thomas Mann war einer seiner Freunde und dieser lobte zurecht Freys Erstlingsroman »Solneman der Unsichtbare« (1914). Im Jahr darauf wurde Frey eingezogen und musste seinen Dienst an der Front ableisten. Dort traf er den Gefreiten Adolf Hitler, der Freys Talent für sich und seine Ideen in Beschlag nehmen wollte, was dieser aber vehement ablehnte. Nach dem Krieg, als beide wieder in München lebten, wiederholte Hitler sein Ansinnen mehrfach und das hartnäckige Weigern Freys war Ursache dafür, dass er nachhaltig in Ungnade fiel. Bereits im März 1933 musste Frey im Kofferraum des Wagens eines Freundes nach Österreich fliehen, während SA-Truppen Freys Wohnung in München verwüsteten und die Polizei per Haftbefehl nach ihm suchen ließ. Als Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, musste Frey in die Schweiz fliehen, wo man allerdings ein Schreibverbot gegen ihn erwirkte. Frey haderte nach dem Krieg sehr damit, dass man ihn völlig vergessen hatte, während die Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Deutschland, die 1933 Hitler gegenüber das »Gelöbnis treuester Gefolgschaft« unterzeichneten, wieder unbehelligt publizieren konnten. Freys phantastische Geschichtensammlungen gehören zu den gesuchtesten Publikationen der antiquarischen Phantastik und sein Roman »Solneman der Unsichtbare« gehört zurecht zur Pflichtlektüre des Genres.

 

Abseits der Geographie: Lawinensport, Humaner Vorschlag und Einhorn und Löwe


Arthur Conan Doyle (geboren am 22. Mai 1859 in Edinburgh/Schottland; verstorben am 7. Juli 1930 in Crowbourough/England)

Der Mediziner, Freimaurer und Schriftsteller Sir Arthur Ignatius Conan Doyle ist als Erfinder der Romanfigur »Sherlock Holmes« unsterblich geworden. Doyle war ab 1880 als Schiffsarzt in die Arktis und nach Westafrika gereist. Danach ließ er sich mit einer eigenen Praxis in Southsea bei Portsmouth nieder. 1887 wurde aus seinem Freizeitvertreib, der Schriftstellerei, ein erfolgreiches Unterfangen, als er die erste Sherlock-Holmes-Erzählung publizierte. Schon 1893 entschied sich Doyle, Holmes literarisch sterben zu lassen, damit er sich anderen Themen zuwenden konnte. Ab 1897 lebte er in Undershaw in Surrey, einem großen Landsitz, der nach seinen Vorgaben erbaut wurde, damit sich dort Doyles kranke Frau Louise erholen konnte. Eine Reihe illustrer Gäste besuchte ihn dort – darunter Virginia Woolf (1882 – 1941) und Bram Stoker (1847 – 1912). Kurz nach Louises Tod im Jahre 1906 verkaufte er das Anwesen, welches dann in ein Hotel umgebaut wurde. Heute ist dort eine Sonderschule untergebracht. Nach dem Tod seines Sohnes Kingsley (1892 – 1918) im letzten Kriegsjahr, verfiel Doyle immer mehr dem Spiritismus und zerstritt sich sogar mit seinem Freund Harry Houdini (1874 – 1926), da Doyle selbst offensichtlichen Schwindel verteidigte und an dessen Echtheit glaubte. Er starb an einem Herzinfarkt und wurde im Kirchhof von Minstead unter einer alten Eiche bestattet.

 

Montezuma: Der Ring des Thoth


Emil Mario Vacano (geboren am 16. November 1840 in Mährisch-Schönberg; verstorben am 9. Juni 1892 in Karlsruhe)

Emil Alois Ferdinand Vacano, wie er bürgerlich hieß, wurde von Ludwig Fränkel (1868 – 1925) in der »Allgemeinen Deutschen Biographie« (Band 39, 1895) ausführlich gewürdigt: Der Schulzeit in einem Kapuzinerkloster entfloh er in einen Wanderzirkus. Als Seiltänzer und Kunstreiter trat er dort anfangs als »Milo Vanozza« und später in Frauenkleidern unter den Namen »Signora Sangumetta« und »Miss Corinna« auf. Als Transvestit reiste er durch Österreich und Osteuropa. Wenige Jahre später zwangen ihn Misserfolge und Krankheit zur Aufgabe des Vagabundenlebens und er wurde wieder Gast bei den Kapuzinern. Ab den 1860er Jahren verlegte er seine berufliche Tätigkeit und lebte erfolgreich als Schriftsteller und Übersetzer aus vielen Sprachen bei seinen Eltern in Brünn und St. Pölten. Er schrieb rund zwei Dutzend Romane und Novellen, darunter auch den Seelenwanderungsroman »Vom Baum der Erkentniss« (1865). Er war auch mit Leopold von Sacher-Masoch (1836 – 1895) befreundet, der ihm sogar in einem seiner Novellenbände (»Fal-scher Hermelin. Harmlose Geschichten aus der Bühnenwelt«) ein Denkmal setzte. In einer Besprechung in »Blätter für litterarische Unterhaltung« wurde die hier vorliegende Novelle Vacanos als Plagiat von Edgar Allan Poes »The facts in the case of Mr. Valdemar« bezeichnet. Vacano litt an einem Herzfehler, der ihn dauerhaft müde machte, so dass auch seine Schriftstellerei darunter litt. Ein Hang zur Hypochondrie raubte ihm seinen Lebenswillen. Vor der Altersarmut rettete ihn sein Freund, der Maler Karl Plock (1861 – 1924), der ihn nach Karlsruhe einlud und ihm dort auch eine journalistische Tätigkeit verschaffte.

 

Montezuma: Dr. Smallbones und seine lebenden Leichen


Carl Lindow (Lebensdaten unbekannt)

Es handelt sich beim vorliegenden Autor nicht um den Verleger gleichen Namens, der Mitte des 19. Jahrhunderts tätig war, aber es könnte sich um den 1882 in Hamburg geborenen Arbeiterführer handeln, dessen Leben die Friedrich-Ebert-Stiftung im Internet unter https://library.fes.de/fulltext/bibliothek/tit00205/00205h.htm darstellt. Einige Erzählungen des Autors wurden in österreichischen Magazinen aus den Jahren 1928 / 1929 abgedruckt, daneben auch wenige Beiträge in Tageszeitungen in denselben Jahren. Aufgrund des sehr eng gesteckten Publikationszeitraums ist es kaum möglich, daraus belastbare Herleitungen hinsichtlich der Person anzustellen.

 

Abseits der Geographie: Die Kammerzofe des Tut-Ench-Amun


Erich Anzelewsky (Es konnten keine Lebensdaten ermittelt werden.)

Der Autor ist ein ähnlich geartetes Phantom wie Leonhard Stein, der im gleichen Zeitraum phantastische Geschichten publizierte und heute vollkommen vergessen und verschollen ist. Anzelewsky publizierte nach dem Ersten Weltkrieg ein schmales Bändchen namens »Die Nachtmahr« und hatte wohl auch einen Folgeband geplant, wie seine handschriftliche Widmung in meinem Exemplar belegt. Ferner hatte er in der Zeitschrift »Der Orchideengarten. Phantastische Blätter« (1919 – 1921) und »Das Gespensterschiff. Ein Jahrbuch für die unheimliche Geschichte« (1920) Erzählungen veröffentlicht.

 

Montezuma: Mr. Morton


Ernst Warlitz (geboren am 18. November 1880; Sterbedatum und -ort unbekannt)

Über das Privatleben von Ernst Warlitz ist kaum etwas bekannt – selbst der Geburtsort konnte nicht eruiert werden. Er war ab 1902 vor allem auf Kabarettbühnen als Witzeerzähler tätig und verfasste ab 1913 auch etliche Bücher, für die er eine Unmenge an Witzen sammelte. Mit auf der Bühne war seine Frau Betty, die als Harlekin auftrat. Er war ein Meister der Selbstvermarktung und ließ in seinen Büchern den Spruch »vom ehemaligen Dorfschuljungen zum fruchtbarsten Autodidakten der Gegenwart« abdrucken. Anlässlich seines 25jährigen Bühnenjubiläums versprach Warlitz einen Sammelband, der von einem »deutschen Großverlag« publiziert werden sollte und – man glaubt es kaum – 26 seiner Bücher, bestehend aus Romanen und Sammlungen von Erzählungen und Witzen, enthalten sollte. Dieses Mammutwerk ist allerdings nie erschienen. 1920 veröffentlichte er die phantastische Novelle »Als ich gestorben war«, die eine Pastiche von Hanns Heinz Ewers’ (1871 – 1943) Erzählung »Mein Begräbnis« (1916) ist, was Warlitz aber im Vorwort vehement von sich weist und mit einem angeblichen Schreiben des Schriftstellers Peter Rosegger (1843 – 1918) zu beweisen versucht, wozu auch der Verleger als Zeuge herhalten musste. Damit sollte bestätigt werden, dass er seine Novelle schon deutlich vor Ewers verfasst habe. Man darf an dieser Darstellung aber durchaus Zweifel haben, denn der bezeugende Verleger war Warlitz selbst. Das schmale Bändchen erlebte bis 1927 Auflagen von angeblich insgesamt 20.000 Exemplaren.

 

Montezuma: Sphinx


Ernst Wiechert (geboren am 18.Mai 1887 in Kleinort (heute: Piersławek, Polen); gestorben am 24. August 1950 in Uerikon, Kanton Zürich, Schweiz)

Nach dem Studium in Königsberg war er ab 1911 am Königlichen Hufengymnasium als Studienrat tätig und kurz darauf heiratete er. Während des Ersten Weltkriegs begann seine schriftstellerische Laufbahn. Obwohl er sich zu Kriegsbeginn als Freiwilliger meldete, wurde er krankheitsbedingt entlassen und im Jahr darauf dennoch an die Front geschickt. Nach dem Selbstmord seiner Frau im Jahr 1929 zog er nach Berlin, um dort als Studienrat am Kaiserin-Augusta-Gymnasium zu wirken. Ab Frühjahr 1933 widmete er sich nur noch der Schriftstellerei. Ab 1934 überwachte ihn die Gestapo. Als er 1937 in die Schweiz reiste, riet ihm Hermann Hesse von der Rückkehr ab, was er allerdings nicht befolgte. Wiechert erhielt ein Ausreiseverbot. Im selben Jahr boykottierte er die Wahlen zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, woraufhin man ihn verhaftete und nach mehrwöchiger Haft in das KZ Buchenwald brachte. Nach Protesten im In- und Ausland brachte man Wiechert zu Dr. Joseph Goebbels (1897 – 1945) nach Berlin, der ihm bei einem weiteren Vergehen mit der »physischen Vernichtung« drohte. In der Folge wurde er zur Teilnahme an propagandistischen Veranstaltungen gezwungen und ihm unter Auflagen erlaubt zu publizieren. 1948 siedelte er in die Schweiz über, wo er an einem Krebsleiden starb. Er gilt als einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit – seine Bücher erreichten trotz der NS-Verbote jährlich Auflagen in Höhe von mehreren hunderttausend Exemplaren.

 

Abseits der Geographie: Das Kind und die Wölfe


Everard Jack Appleton (geboren am 24. März 1872 in Charleston, Kanawha County, West Virginia, USA; verstorben am 19. Februar 1931 in Cincinnati, Hamilton County, Ohio, USA)

Eigentlich als Everard John Appleton geboren, verfasste er unter dem leicht abgeänderten Namen Gedichte, Liedtexte, Romane, Erzählungen und Reportagen für Zeitschriften und Tageszeitungen. Eine abschließende Bibliographie seines umfangreichen Œuvres wurde bislang nicht erstellt. Unter seinen Werken befinden sich phantastische Erzählungen, aber auch die Liedtextsammlung »With the Colors. Songs of the American Service«, mit der er 1918 zum Ende des Ersten Weltkriegs einen Bestseller landete. Sein Grabstein trägt die Aufschrift: »To meet whatever comes with faith rock-founded / Upheld by it, to question not thy plan.«

 

Abseits der Geographie: Blutspiegel


F. Cusimak (geboren am 10. August 1902 in Dresden; verstorben am 2. September 2000 in Three Rivers, California, USA) F. Cusimak ist das Pseudonym, unter welchem Kurt Siodmak seine erste (und hier vorliegende)

Erzählung publizierte. Sein Vater stammte aus Schlesien, wanderte in die USA aus und ließ sich 1899 wieder in Deutschland nieder. Siodmak studierte Physik und Mathematik, worin er 1927 promovierte. Zu dieser Zeit wirkte er zusammen mit seiner Frau als Statist bei Fritz Langs (1890 – 1976) »Metropolis« (1927) mit, was seine Liebe zum Film festigte. Bei der Machtübernahme der Nazis floh Siodmak in die Schweiz, die ihm aber kein Asyl gewährte. In Frankreich verhinderte die Sprachbarriere einen längeren Aufenthalt, weshalb er nach Großbritannien floh, wo man ihn aber auch nicht aufnehmen wollte, so dass er tagelang auf der Fähre zwischen Frankreich und Großbritannien hin- und herfuhr. Da die Nazis zwischenzeitlich seinen Besitz konfisziert hatten, ließ er sich in Belgien nieder und verfasste im Auftrag von Alfred Hitchcock (1899 – 1980) Drehbücher. 1937 gelang ihm die Flucht in die USA, wo er als Genrekenner ein erfolgreicher Autor für Hollywoods Filmfabrik war und die Drehbücher für eine Vielzahl phantastischer Filme wie »F. P. 1 antwortet nicht« (1932), »Der Unsichtbare kehrt zurück« (1940), »Der Wolfsmensch« (1941), »Der unsichtbare Agent« (1942), »Draculas Sohn« (1943), »Frankenstein trifft den Wolfsmenschen« (1943), »Ich folgte einem Zombie« (1943) oder »Frankensteins Haus« (1944) schrieb. Während des Zweiten Weltkriegs ließ sich Siodmak zum Geheimagenten ausbilden und verfasste Flugblätter gegen das Nazi-Regime. Mit 98 Jahren starb Siodmak auf seiner Ranch.

 

Abseits der Geographie: Die Eier vom Tanganjika-See


Faber (Lebensdaten unbekannt)

Faber ist das Pseudonym des österreichischen Schriftstellers Georg Ulrich, der u. a. für die Zeitschriften »Wiener Magazin«, »Mocca« oder »Die Muskete« in den 1930er Jahren eine Vielzahl an Erzählungen aus den Bereichen Abenteuer, Kriminal, Liebe und Phantastik verfasste, die zumeist zeitversetzt in mehreren Publikationen abgedruckt wurden. Daneben veröffentlichte er seit den 1920er Jahren auch Dramen, Gedichte und Romane.

 

Abseits der Geographie: R-7


Franz Johannes Weinrich (geboren am 7. August 1897 in Hannover; verstorben am 24. Dezember 1978 in Ettenheim)

Weinrich hatte acht Geschwister und absolvierte eine Ausbildung zum Kaufmann, als der Erste Weltkrieg ausbrach. 1916 zog er als Freiwilliger in den Krieg, wurde aber im Jahr darauf so schwer verwundet, dass er sein restliches Leben darunter zu leiden hatte. Seine Kriegserlebnisse veranlassten ihn, sich dem Christentum zuzuwenden und schriftstellerisch tätig zu werden. Seine ausgeprägt religiösen Werke sorgten in der Zeit des Nationalsozialismus für Kritik seitens der Reichsschrifttumskammer. Ende der 1960er Jahre zog er mit seiner Frau in ein Altersheim. Trotz intensiver Suche konnte ich keine Rechtsnachfolger ausfindig machen. Bei berechtigten Ansprüchen bitte ich um Kontaktaufnahme.

 

Abseits der Geographie: Der Fremde von Verdun


Friedrich Freksa (geboren am 11. April 1882 in Wilmersdorf; verstorben am 18. Juli 1955 in Berlin)

Als Kurt Franz Georg Friedrich-Freksa geboren, erbte er 1913 von seinem Vater ein umfangreiches Vermögen. Dieses verprasste er innerhalb weniger Monate. Er war ein umtriebiger Autor von Beiträgen für Zeitschriften, Freund von Hanns Heinz Ewers (1871 – 1943), und nach 1933 verfasste er eine Vielzahl an Beiträgen für »Die Woche«. Seine Pantomime »Sumurun« wurde 1909 / 1910 von Max Reinhardt (1873 – 1943) uraufgeführt und 1920 von Ernst Lubitsch (1892 – 1947), der schon in der Reinhardt-Bearbeitung mitgewirkt hatte, mit Paul Wegener (1874 – 1948) und Pola Negri (1897 – 1987) verfilmt. Das Werk wurde wegen seiner orientalisch-üppigen Ausstattung als »Wunderfilm« beworben und erhielt von der Zensurbehörde wegen der vielen dargestellten Morde ein Jugendverbot. Thomas Mann (1875 – 1955) sah den Film in München und verwendete seine Eindrücke in »Der Zauberberg«. Freksas utopischer Roman »Druso, oder Die gestohlene Menschenwelt« (1931) wurde sogar für Hugo Gernsbacks (1884 – 1967) Pulp Magazin »Wonder Stories« übersetzt und in der Ausgabe ab Mai 1934 in drei Teilen abgedruckt. Freksas vorliegende und bislang unbekannt gebliebene Erzählung ist heute von eindringlicher Aktualität.

 

Abseits der Geographie: Stimme aus Sternenferne


Friedrich Meister (geboren am 28. Juli 1841 in Baruth; verstorben am 10. Januar 1918 in Berlin)

Meister verfasste viele Romane, die vom Matrosenleben berichten, aber auch Umarbeitungen von Abenteuerromanen aus der Feder von James Fenimore Cooper (1789 – 1851) oder Frederick Marryat (1792 – 1848) zu Jugendliteratur, und so finden sich Titel wie »Lederstrumpf«, »Robinson Crusoe«, »Münchhausen« oder »Gullivers Reisen« in seinem Schaffen. Um 1904 lebte Meister in Potsdam-Wildpark in der Viktoriastraße 4. Die Straße heißt seit Kriegsende nicht mehr so, allerdings gab es zu der Zeit fünf Straßen in Potsdam, die als Vik- toriastraße bezeichnet waren und die heute andere Namen tragen, so dass ich den exakten Wohnort geographisch nicht verifizieren kann. Später, um 1909, wohnte er in die Nähe seines Hausverlags Union in Stuttgart in der Helfferichstraße 8 in einem Mehrparteienhaus, welches heute noch steht und 1912 zog er wieder nach Berlin, diesmal rund 200 Meter von der Spree entfernt in die Melanchthonstraße 5. Das Gebäude wurde in der Nachkriegszeit durch ein Mehrparteienwohnhaus ersetzt. Er war Seeoffizier und fuhr ein Jahrzehnt mit einem Segelschiff zur See. Danach lebte er als freier Schriftsteller, wobei er eine Vielzahl an Pseudonymen, wie z. B. Friedrich von Baruth oder Filipp Moreno, verwendete. In seinem 1900 erschienenen Werk »Burenblut. Bilder aus dem letzten Transvaalkriege« schil-dert er im teils autobiographischen Vorwort, dass er alle Weltmeere bereist habe und sich in Japan schließlich eine Augenkrankheit so stark bemerkbar machte, dass er das Seefahrerleben aufgeben musste.

 

Montezuma: Montezuma


Fritz Reck-Malleczewen (geboren am 11. August 1884 auf Gut Malleczewen in Ostpreußen; ermordet im Februar 1945 im KZ Dachau)

Geboren als Friedrich Reck war er der Sohn eines Rittergutsbesitzers und Abgeordneten in Ostpreußen und 1911 promovierte er in Königsberg zum Dr. med. In der Folge war er als Schiffsarzt tätig und reiste auch durch Amerika. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zog er nach Pasing bei München, wo er im Jahr zuvor die jüdische Buchhändlerin Irma Glaser (1886 – 1933) kennengelernt hatte, die seine Sekretärin und Lebensgefährtin wurde, obwohl er seit 1908 verheiratet war und vier Kinder hatte. Als 1933 die Nazis die Macht ergriffen, starb Irma Glaser unter ungeklärten Umständen an einer Gasvergiftung im Haus des Schriftstellers. Reck-Malleczewen verzweifelte an seinem wirtschaftlichen Abstieg, dem er mit der Produktion von Romanen im Stile seines Vorbildes Robert Louis Stevenson (1850 – 1894) zu entkommen versuchte. Aber auch die mehrfache Verfilmung seines Fantômas-Plagiats »Bomben auf Monte Carlo« (1930) bescherte ihm nicht die Möglichkeit auch wirtschaftlich zu der Elite zu gehören, zu der er sich gesellschaftlich und geistig zählte. Reck-Malleczewen hoffte zwar anfangs auf eine positive Wirkung der Nationalsozialisten auf die Gesellschaft, aber spätestens ab 1936 war seine Aufgeschlossenheit in tiefste Abneigung umgeschlagen. Sein Verleger denunzierte ihn bei der Gestapo, die ihn 1944 festnahm, aber keine verwertbaren Beweise gegen ihn vorfand und ihn daher wieder freiließ. Sein Verleger zeigte ihn allerdings erneut bei der Gestapo an, so dass man ihn Anfang Januar 1945 nach Dachau brachte, wo er nur fünf Wochen später starb. Die genauen Umstände seines Todes sind ungeklärt.

 

Abseits der Geographie: Tempel der Toten


Fürst zu Lynar (geboren am 21. Februar 1793 in Mecklenburg; verstorben am 9. November 1860 in Dresden)

Der Fürst zu Lynar, mit vollem Namen Fürst Rochus Otto Manderup Heinrich zu Lynar, war der Erbe der Herrschaften Drehna (in der Niederlausitz) und Brandeis (früher Teil des Königreichs Böhmen, heute Teil Tschechiens). 1815 heiratete er die 17jährige Eleonore Louise Hedwig von Bose (1797 – 1831), die ihm vier Söhne gebar. Wenige Monate nach der letzten Geburt verstarb sie, wobei der Letztgeborene im Alter von nur drei Jahren zu Tode kam. Lynar selbst starb einige Monate nachdem sein ältester und zugleich noch einzig lebender Sohn verstorben war. Lynar vertrat die Herrenstände der Niederlausitz bei den Brandenburgischen Provinzial-Landtagen, allerdings missfiel ihm, dass dieses Parlament kaum politische Befugnisse hatte. In seinen letzten Lebensjahren war er zwar noch Mitglied des Landtags, nahm aber an den Sitzungen nicht mehr teil. Mit dem Gedicht »Vampyre« griff der Fürst ein populäres Thema auf, welches seit der Dramatisierung durch Heinrich Marschner (1795 – 1861) im Jahr 1828 mit der Oper »Der Vampyr« eine wahre Vampireuphorie in Deutschland hervorrief und als literarische Grundlage die Lord Byron (1788 – 1824) zugeschriebene, aber von John Polidori (1795 – 1821) verfasste Erzählung gleichen Namens aus dem Jahre 1816 hatte.

 

Abseits der Geographie: Vampyre


Georg von der Gabelentz (geboren am 1. März 1868 in Lemnitz; verstorben am 10. September 1940 in Münchenbernsdorf)

Die Familie von der Gabelentz entstammt einem seit dem Mittelalter bestehenden Adelsgeschlecht, dessen Urvater bereits Anfang des 13. Jahrhunderts ein Georg von der Gabelentz war. Der Name Georg zieht sich wie ein roter Faden über die Jahrhunderte durch die familiäre Namensgebung, daher werden die verschiedenen Georgs oftmals untereinander verwechselt. »Unser« Georg wurde auf dem Rittergut Lemnitz geboren, dem Erbgut der Familie, dem er bereits im Alter von 26 Jahren als Verwalter vorstand. Nach dem Studium schlug er begeistert eine militärische Laufbahn ein. 1907 schied er aus dem aktiven Dienst aus und zog nach Dresden, wo er für viele Jahre lebte. Er wurde während des Ersten Weltkriegs für den Dienst im Kriegsministerium wieder reaktiviert und war ab 1915 Rittmeister, um letztlich als Major entlassen zu werden. Seit 1904 veröffentlichte er eine Vielzahl an Romanen und Erzählungsbänden. Ein großer Teil seiner Werke ist dem Genre der Phantastischen Literatur zuzuordnen. Hervorzuheben sind hier die Novellensammlungen »Das weiße Tier« (1904), »Tage des Teufels« (1911) und »Geschehen aus jener andern Welt« (1923), sowie der Roman »Das Rätsel Choriander« (1929). In der Erinnerungsschrift »In Memoriam«, welche nur an engste Freunde abgegeben wurde und die sein jüngerer Bruder Hans (1872 – 1946) zu Weihnachten 1941 herausgab, sind unveröffentlichte Gedichte und Sprüche gesammelt, in denen sich einerseits Gabelentz’ Vorliebe für mystische Themen, aber auch ein unverhohlener Hang zum Patriotismus nebst dem Ruf zum Waffengang zeigt.

 

Abseits der Geographie: Das Seegespenst & Der Haimensch


Gérard de Nerval (geboren am 22. Mai 1808 in Paris, Frankreich; verstorben am 26. Januar 1855 ebenda)

Nerval, der bürgerlich Gérard Labrunie hieß und sich sein Pseudonym 1831 zulegte, wuchs anfangs bei einer Amme, danach bei einem Onkel auf, da seine Eltern in Deutschland waren. Sein Vater war Arzt und wurde mit der napoleonischen Rheinarmee in Schlesien stationiert. Nervals Mutter war ihrem Mann gefolgt und 1810 fernab der Heimat verstorben. Er war Schulkamerad von Théophile Gautier (1811 – 1872) und befreundet mit Victor Hugo (1802 – 1885), Alexandre Dumas (1802 – 1870) und später auch mit Heinrich Heine (1797 – 1856). Nerval setzte sich in Frankreich sehr für die deutsche Literatur ein und übersetzte Gedichte, aber auch Goethes »Faust«, wofür die Kritik ihn feierte. 1838 und 1839 reiste er zweimal in das für sein Leben so prägende Deutschland. Nach seiner Rückkehr litt er unter Wahnvorstellungen und wurde fast ein Jahr lang behandelt. Ab 1843 reiste er durch den Orient und konnte seine Reiseberichte sowohl an Zeitschriften verkaufen als auch in Buchform publizieren. Ab 1850 wurde sein Gesundheitszustand so schlecht, dass er in den Phasen außerhalb von Klinikaufenthalten wie besessen arbeitete und damit seine Gesundheit weiter ruinierte. Sein letztes Werk (»Aurélia«, 1855) zeugt von den nicht mehr sichtbaren Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit und wurde erst posthum veröffentlicht. Nerval reiste kurz vor seinem Tod noch einmal nach Deutschland und hielt sich in Franken und Sachsen auf. Seiner Rückreise folgte ein bitterer Absturz: Nerval war pleite, obdachlos und gesundheitlich ruiniert. Daraufhin beging er Selbstmord, indem er sich an einem Abflussgitter erhängte.

 

Abseits der Geographie: Die bezauberte Hand


Hans Watzlik (geboren am 16. Dezember 1879 in Unterhaid, Tschechien (damals: Österreich-Ungarn); verstorben am 24. November 1948 in Tremmelhausen)

Watzlik ließ sich in Budweis zum Lehrer ausbilden und studierte anschließend in Prag. Ab 1899 war er als Lehrer in Andreasberg im Böhmerwald eingesetzt. Später wurde Watzlik nach Neuern versetzt, wo er dauerhaft sesshaft wurde. Als der Erste Weltkrieg doch länger als erwartet andauerte und sich eine tschechische Staatsgründung abzeichnete, verfasste Watzlik – in Sorge um sei-ne Existenz als Teil der gar nicht so kleinen sudetendeutschen Minderheit in der Tschechoslowakei – den Roman »O Böhmen!« (1917). Obwohl Watzliks Werke die NS-Ideologie förderten, schrieb er an fast keiner Stelle antisemitisch, aber seiner antitschechischen Haltung ließ er häufig freien Lauf. Watzliks Rolle während der NS-Herrschaft ist tendenziell nationalistisch, und leider nur zu selten ambivalent, wenn er z. B. in seinen Tagebüchern gegen hohe Parteifunktionäre frotzelt oder seine Prominenz nutzt, um einem Lehrerkollegen aus der Haft im KZ Flossenbürg zu verhelfen. Seine eigenen Darstellungen, dass er mit der Parteipolitik nichts zu tun hatte, waren nicht glaubwürdig und er wurde nach Kriegsende in Tschechien zur Mindeststrafe von fünf Jahren Haft verurteilt. Er musste nach dem Prozess zwar nicht erneut ins Gefängnis, aber zusammen mit seiner Frau Lina (1883 – 1964) das Land verlassen. In der Umgebung von Regensburg fand Watzlik für den kurzen Rest seines Lebens eine neue Heimat. Zusammen mit Martin Luserke (1880 – 1968) ist Watzlik einer der wenigen Schriftsteller, die während der gesamten Zeit des Nationalsozialismus phantastische Texte publi- zieren konnten und noch 1945 erschienen von ihm Texte im »Völkischen Beobachter«.

 

Abseits der Geographie: Das Auge des Tertulin

Montezuma: Venediger Männer & Der silberne Kegel


Joachim Ringelnatz (geboren am 7. August 1883 in Wurzen; verstorben am 17. November 1934 in Berlin)

Unter dem Pseudonym Joachim Ringelnatz publizierte Hans Gustav Bötticher in erster Linie humoristisch-skurrile Gedichte. In seiner Schulzeit galt er als »Schulrüpel ersten Ranges«, wie es in seinem Abschlusszeugnis heißt, wobei Ringelnatz viele Probleme auf sein physisches Erscheinungsbild zurückführte. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs durchlief er eine wahre Odyssee an Berufen, die allerdings lediglich seine Ziellosigkeit offenbarte. Wirtschaftlich war er fast immer mittellos, lebte in den Tag hinein und hungerte die meiste Zeit. Daran änderten auch seine Engagements in der Münchener Simplicissimus-Szene nichts, da seine Auftritte jeweils nur mit einem Bier entlohnt wurden. Ab den 1920er Jahren war er ein gefragter Vortragskünstler und reiste jedes Jahr mehrere Monate durch das Land und war mit den Größen aller Künste befreundet, darunter die Schauspieler Hans Albers (1891 – 1960), Paul Wegener (1874 – 1948) und Asta Nielsen (1881 – 1972), aber auch Kurt Tucholsky (1890 – 1935) oder Otto Dix (1891 – 1969). Die Nazis erteilten Ringelnatz noch 1933 ein Auftrittsverbot in den wichtigsten Großstädten und der Großteil seiner Bücher wurde verboten und verbrannt. Wegen seiner wirtschaftlichen Not konnte er, trotz vieler Spenden von Freunden, eine aufkeimende Tuberkulose nicht richtig behandeln lassen, woran er dann in seiner Wohnung verstarb. Seine lyrischen Werke werden noch heute als »Unsinnsgedichte« bezeichnet und dieser Stil lässt sich auch in der bislang als Phantastik unerkannt gebliebenen Sammlung »Nervosipopel. Elf Angelegenheiten« (1924) wiederfinden.

 

Abseits der Geographie: Abseits der Geographie


Josef Clemens Kreibig (geboren am 18. Dezember 1863 in Wien; verstorben am 8. November 1917 ebenda)

Der Beamtensohn Kreibig studierte in Wien und Innsbruck Philosophie und promovierte 1893. Er hatte Professuren in Wien, Innsbruck und Graz inne. Um 1904 wohnte er zentral in Wien in der Akademiestraße 12 und 1909 wohnte er für einige Jahre im Wiener Viertel Mariahilf in der Magdalenenstraße 40. 1915 zog er die Straße rund einen halben Kilometer weiter in Richtung Zentrum in die Linke Wienzeile 40. Die großen Mehrfamiliengebäude stehen heute alle noch. Während er anfangs die Theorie des Psychologismus unterstützte, wandte er sich später davon ab und stellte Friedrich Nietzsches (1844 – 1900) Ansatz, dass die Psychologie die einzige Möglichkeit wäre, um zu den Ursprüngen der menschlichen Probleme zu gelangen, infrage. Seine Novellensammlung »Seelenwanderungen« (1892) war sein einziger Ausflug in die Prosa.

 

Montezuma: Die Todtenfliege


Karl Heinrich Ulrichs (geboren am 28. August 1825 in Westerfeld (heute ein Teil von Aurich); verstorben am 14. Juli 1895 in L’Aquila / Italien)

Ulrichs war Jurist und bekennender Homosexueller, und bekam deshalb mehrfach Ärger mit seinem Dienstherrn, so dass er den Staatsdienst verlassen musste. Seine politische Gesinnung und die Äußerung derselben brachten ihm zwei lange Haftstrafen ein. 1859 wurde gegen ihn ein Berufsverbot ausgesprochen. Dennoch trat er 1867 auf dem Deutschen Juristentag in München vor über 500 Juristen für die Straffreiheit von sexuellen Handlungen unter Gleichgeschlechtlichen ein, da diese keiner krankhaften, sondern einer natürlichen Veranlagung entsprängen und somit nicht strafbar sein könnten. Die deutsche Reichsgründung im Jahr 1871 brachte nicht die erhofften Strafrechtsreformen und so lebte er ab 1880 in Italien im selbst gewählten Exil – anfangs in Neapel und ab 1883 in L’Aquila. Seine Ideen wurden von Größen der Sexualwissenschaft wie Magnus Hirschfeld (1868 – 1935) übernommen, während Ulrichs in Vergessenheit geriet. Erst seit ein paar Jahren erfährt sein Le-ben und sein Werk die verdiente breite Würdigung und Aufarbeitung, die einzig der Schwulen- und Lesbenbewegung geschuldet ist. Er publizierte vor allem juristische Schriften, aber auch Theorien zur Homosexualität. In seiner Novellensammlung »Matrosengeschichten« (1885), die er selbst als »phantastische Erzählungen aus dem Norden« bezeichnete, befindet sich u. a. die her-ausragende Vampirnovelle »Manor«, die 1914 auch als Einzelpublikation erschien. In diesen Novellen dringt zwischen den märchenhaft-phantastischen Ereignissen stets eine unterdrückte Sexualität durch.

 

Montezuma: Sulitelma


Kurt Münzer (geboren am 18. April 1879 in Gleiwitz; verstorben am 27. April 1944 in Zürich, Schweiz)

Münzer, Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmannes, verbrachte seine Jugendjahre in Berlin, wo er auch anfing, Jura, Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren. Als Patriot war Münzer vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs begeistert und widmete ihm einen Gedichtband. Münzer provozierte in seiner schriftstellerischen Laufbahn mehrfach, indem er Texte über den Umgang mit den Juden publizierte. Sein Roman über eine inzestuöse Beziehung (»Der Weg nach Zion«, Stuttgart Leipzig 1907) wurde in der Presse vernichtend beurteilt. Seinem Roman »Jude ans Kreuz« (Wien 1928) folgten üble Schmähtexte in nationalsozialistischen Blättern, so z. B. in »Hammer. Blätter für deutschen Sinn« (Nr. 634; 1928) durch den sozialkritischen, aber auch antisemitischen Schriftsteller Ernst von Wolzogen (1855 – 1934). Münzer ereilte ein ähnliches Schicksal wie A. M. Frey (1881 – 1957) – beide mussten kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in die Schweiz fliehen, wo sie nur wenig und unter behördlicher Aufsicht veröffentlichen durften und damit faktisch nicht nur ihre Karriere beendeten, sondern auch kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Sein erster Novellenband mit phantastischen Geschichten erschien 1908 unter dem Titel »Abenteuer der Seele«. Neben den Sammlungen »Der jüngste Tag« (1915), »Zwischen zwei Welten« (1916) und »Das entfesselte Jenseits« (1922), die mehrheitlich der Phantastik zuzurechnen sind, erschien 1919 noch sein phantas-tischer Roman »Phantom«. Bis Mitte 1937 konnte er noch Buchbesprechungen in der »Neuen Freien Presse« aus Wien unterbringen, danach erschienen von ihm keine Texte mehr.

 

Abseits der Geographie: Pygmalion & Die Strafe

Montezuma: Der Spiegel


Lisa Honroth-Loewe (geboren am 21. November 1890; verstorben am 19. Juli 1947 in Rockville, Maryland, USA)

Die Unterhaltungsschriftstellerin verfasste Liebesromane, aber auch Erzählungen, die vor allem in Zeitschriften abgedruckt wurden. Hierfür verwendete sie auch Pseudonyme wie Rena Felden oder Liane Sanden. Sie schrieb außerdem Drehbücher, so für die Stummfilme »Der gelbe Gaukler« (1919) oder »Eine Weiße unter Kannibalen« (1921) Sie emigrierte vor den Nazis aus Deutschland in die Schweiz, lebte dort in Basel, bis sie dann in den frühen 1940er Jahren in die USA auswanderte, wo sie verstarb.

 

Abseits der Geographie: Die Kakteen


Otto Moser (geboren am 17. November 1817 in Leipzig; verstorben am 1. Januar 1899)

Moser publizierte seine Erzählungen in erster Linie in Zeitschriften wie der »Gartenlaube« oder dem »Illustrirten Familien-Journal«. Er verfasste mehrere Werke zur Geschichte Leipzigs sowie einiger Gewerbezweige der Stadt.

 

Abseits der Geographie: Die Krötenhexe von Oldisleben

 


Paul Lafargue (geboren am 15. Januar 1842 in Santiago de Cuba/Kuba; verstorben am 26. November in Draveil/Frankreich)

Der Mediziner und Sozialist Lafargue war der einzige Sohn eines Kaffeeplantagenbesitzers. Da er als Teilnehmer von Diskussionen mit aufrührerischen Thesen von allen Hochschulen in Frankreich ausgeschlossen worden war, musste er sein Studium in London beenden. Dort lernte er auch Karl Marx (1818 – 1883) kennen, war in dessen Haus ein gern gesehener Gast und heiratete 1868 dessen Tochter Laura. Der Satiriker Lafargue forderte, gleichsam als Gegenentwurf auf »Das Recht auf Arbeit«, in seiner wohl bekanntesten und provokativsten Schrift ein »Recht auf Faulheit« und ein Verbot der fremdbestimmten Lohnarbeit. Die drei Kinder des Ehepaares verstarben während des Deutsch-Französischen Krieges in den Jahren 1870/1871, die die Familie teilweise im Exil in Spanien verbrachte. 1882 gab es eine Amnestie, so dass das Ehepaar Lafargue wieder nach Frankreich einreisen durfte. Umgehend gründete Lafargue die erste marxistische Partei Frankreichs – den »Partiouvrier«. Während einer seiner Haftstrafen wurde er 1891 von seinen Anhängern ins Parlament gewählt, so dass er freigelassen werden musste. Die Angst vor geistigem und körperlichem Zerfall führte 1911 dazu, dass sich das Ehepaar nach einem Opernbesuch mit Gift selbst tötete. Die Bestattung fand auf dem Friedhof von Père Lachaise in Paris statt, zu der Vladimir Iljič Lenin (1870 – 1924) die Grabrede hielt. Die vorliegende Erzählung erschien 1884 zuerst in deutscher Sprache und in französischer Sprache erstmals im Jahr 1900 in der Sammlung »Pamphlets socialistes«.

 

Montezuma: Der verkaufte Appetit


Paul Hansen (geboren am 18. März 1890 in Bleckede; Sterbeort- und datum sind unbekannt)

Über den Autor konnte ich lediglich in Erfahrung bringen, dass er in Göttingen wohnte, am Kaiser-Wilhelms-Gymnasium in Hannover 1909 seine Hochschulreife erlangte, in Leipzig, Göttingen und Berlin studierte. Seine Dissertation trägt den Titel »Sprachliche Untersuchung der Mort Aymeri de Narbonne« (1913).

 

Montezuma: Die Augen


Roland Betsch (geboren am 3. November 1888 in Pirmasens; verstorben am 8. April 1945 in Ettlingen)

Betsch studierte an der Technischen Hochschule in München Ma-schinenbau. Im Ersten Weltkrieg wurde er in dieser Funktion zu den Luftstreitkräften abkommandiert und stieg schnell zum Chefingenieur der Fokker-Werke in Schwerin auf. Nach dem Krieg lebte er als freier Schriftsteller in Karlsruhe in einer Mehrparteienanlage in der Amalienstraße 1, die heute noch bewohnt wird. Ab Anfang der 30er Jahre wohnte er in Ettlingen in der Pforzheimer Straße 53 in einem schönen und eher kleinen Mehrparteienhaus und ab Mitte der 30er Jahre zog er nach eigenen Angaben in die Lorettostraße 5. Die Straße gibt es in Ettlingen heute nicht mehr – entweder wurde sie nach dem Krieg umbenannt oder der Bereich wurde neu gestaltet und die Straße beseitigt. Regelmäßige Depressionen machten Betsch menschenscheu. In solchen Phasen plagten ihn Zukunftsängste und kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs beging er mit seiner Frau schließlich Selbstmord. 1925 erschienen von ihm der phantastische Roman »Der blinde Tod«, die phantastische Novellensammlung »Land Irgendwo« und »Der Chinese«, ein kleines Meisterwerk der Phantastik. 1933 verfasste die Schülerin Käthe Görtz-Breyell ihre Exa-mensarbeit zu Betsch, der auch eine mehrseitige Bibliographie mit Pressestimmen angehängt wurde.

 

Montezuma: Abenteuer im Süden


W. W. Jacobs (geboren am 8. September 1863 in Wapping, Großbritannien; verstorben am 1. September 1943 in Islington, Großbritannien)

William Wymark Jacobs lebte, wie der Zensus von 1901 berichtet, mit seiner Frau Agnes und ihren fünf Kindern in der Kings Place Road in Buckhurst Hill in Essex, einer typisch englischen Kleinstadtidylle. 1902 veröffentlichte er die Erzählungssammlung »The Lady of the Barge«, in der mit »The Monkey’s Paw« (deutsch: »Die Affenpfote«) eine der legendärsten Geschichten des Horrorgenres enthalten ist und mit der sich Jacobs selbst ein literarisches Denkmal geschaffen hat. Sein Hauptwerk besteht ansonsten mehrheitlich aus humoristischen Erzählungen. Der Erfolg ermöglichte Jacobs, nach Loughton umzuziehen und sich dort ein Haus zu kaufen, »The Outlook« in Park Hill und später dann »Feltham House« in Goldings Hill. Im zentral gelegenen Park Hill findet man anfangs palastartige Villen, nach einer Rechtsabbiegung allerdings nur noch monotonen Reihenhausarme. Goldings Hill ist eine lange Einfallstraße, die weitestgehend durch einen dichten Wald führt und am Ende von Farmhäusern gesäumt ist. »Feltham House« ist aber weniger Farmhaus denn eine kleine Villa und trägt heute die Nummer 96 in Goldings Hill. In London wohnte Jacobs u. a. am Regent’s Park in 15 Gloucester Gate (Albany Street), einem Gebäudekomplex, der heute eine Kindertagesstätte beherbergt.

 

Montezuma: Jerry Bundler


Willy Seidel (geboren am 15. Januar 1887 in Braunschweig; verstorben am 29. Dezember 1934 in München)

Seidels Familie zog nach dem Tod des Vaters nach Marburg und dann weiter nach München an den Nikolaiplatz 1a. Ab 1910 wohnte er am Kaiserplatz 3, ab 1915 zog er in die Elisabethstraße 30, ab 1922 dann in die Heßstraße 26 (1. Stock), um dann ab 1924 wieder in die Elisabethstraße 30 (4. Stock) zu ziehen und ab 1928 wohnte er ein paar Häuser weiter in der Hausnummer 23. Ab 1932 lebte er in der Hengelerstraße 1 und ab 1934 in der Werneckstraße 19. Die Häuser stehen heute noch alle. In München begann er sein Studium der Biologie und Zoologie, wechselte dann aber zu einem Germanistik-Studium und promovierte 1911 mit einer Arbeit über Theodor Storm (1817 – 1888). Eine Reise nach Ägypten und die darauffolgende literarische Verarbeitung bescherte ihm den Auftrag des Auswärtigen Amts, die pazifischen Inseln zu Propagandazwecken zu bereisen. Kurz darauf brach der Erste Weltkrieg aus und Seidel konnte sich der Internierung nur durch die Flucht auf ein – noch – neutrales Schiff der USA entziehen. In den USA lebte er völlig verarmt, da Deutsche während des Krieges nicht publizieren durften. Aber er heiratete kurz darauf eine britische Musikstudentin, die er schon in München kennengelernt hatte und die ihm aufgrund seines Drängens ins Exil folgte. Ab 1931 war er gesundheitlich nicht mehr in der Lage zu Schreiben. Seidel hat einige phantastische Erzählungssammlungen verfasst, so z. B. »Die ewige Wiederkunft« (1925), »Alarm im Jenseits« (1927) oder »Die magische Laterne des Herrn Zinkeisen« (1930).

 

Montezuma: Der Schreck im Götafall